Die Initiative "Ostkreuz - Kiez für alle"
ist ein Ergebnis mehrer Prozesse bzw. Ziele. Die Mobilitätswende, also das Bestreben Wege für den Umweltverbund deutlich zu verbessern, die Aufenthaltsqualität in der Stadt und den sozialen Zusammenhalt im Kiez zu fördern.
So kamen bei uns drei Akteure zusammen: Im Netzwerk Fahrradfreundliches Friedrichshain-Kreuzberg versuchen wir seit ca. 3 Jahren die Mobilitätswende im Bezirk im Sinne des Mobilitätsgesetzes voran zu bringen. Dabei steht der Umweltverbund insgesamt im Fokus, also auch Wege für Zufußgehende und Öffentlicher Nahverkehr. Durch unsere Beziehungen zum Bezirksamt kam zu Beginn der Pandemie-Schutzmaßnahmen die Anfrage, ob es bei uns Interessierte für die Einrichtung und Betreuung Temporärer Spielstraßen gäbe. Aus dem daraus entstandenen Spielstraßen-Team gab es schließlich den Impuls, zusammen mit KIEZconnect eine Offene Kiez-Versammlung einzuberufen und Veränderungswillige im Kiez zusammen zu bringen.
Ende September 2020 war es so weit:
Kurz vor dem zweiten Lockdown trafen sich ca. 80 Menschen auf dem Boxhagener Platz, um ihre Vorstellungen von einem „Kiez für alle“ abzugleichen und sich in Arbeitsgruppen zu finden. Ergebnis waren zwei Mobilitäts-Gruppen, eine Kiezputz- und eine Grün-Gruppe. In einem Prozess, der auch über die Pandemiezeit hinweg lebendig blieb, kristallisierten sich die beiden Themen Mobilität und Sauberkeit als Kern-Aktionsgruppen. Die Kiezputztage sind niederschwellige, praktische Angebote für Menschen jeden Alters und auch zufällig draußen wahrnehmbar. Die Mobilitätsgruppe ist eher politisch und theoretisch unterwegs und hat ca. 4 Monate an einem Einwohner*innen-Antrag gearbeitet.
Xhain ist ein besonderer Bezirk, hier gibt es Menschen in der Verwaltung, die aktiv daran arbeiten, das Mobilitätsgesetz auf die Straße zu bringen. Aber selbst mit diesen Menschen und der Pandemie als "Treiber" schneller und kreativer Lösungen (Popup-Radstreifen und temporäre Spielstraßen) dauert die Mobilitätswende viel zu lange.
Wir müssen also die Verkehrswende von unten voranbringen, und das geht am besten "vor der eigenen Haustür". Wir brauchen gemeinsam ausgehandelte Ideen und Lösungen, die dann schnell und unbürokratisch getestet, evaluiert und verstetigt werden, so wie es jetzt mit den Popup-Radwegen und den Spielstraßen passiert.
Um neue Wege zu eröffnen und gute Beispiele zu geben gehen wir gern in Vorleistung - aber natürlich ist die Idee, dass einerseits mehr Mittel für Umweltschutz und menschenfreundliche Stadt-Gestaltung im Kiez in die Hand genommen werden - und andererseits durch Beteiligung ein Bewusstsein für die eigene Verantwortung und Wirksamkeit wächst. Dafür haben wir jetzt den Einwohner*innen-Antrag formuliert und sammeln im Kiez Unterschriften.
Wenn der öffentliche Raum wieder öffentlich wird - und nicht hauptsächlich Abstellfläche für private Kfz bleibt - wird hoffentlich auch das Bedürfnis wachsen, das Gemeingut gut zu behandeln und zu nutzen. Ein Zeichen sind die vielen Baumscheiben, die neuerdings im Kiez gepflegt und begrünt werden - ganz ohne Koordination von der Verwaltung, sondern in Nachbarschaftsinspiration und -hilfe! Das macht Hoffnung, ebenso wie die vielen Menschen, die sich für unsere Initiative interessieren, denen wollen wir Mut machen.
Mittlerweile sind wir Teil der „Kiezblocks-Bewegung“, die auch in vielen anderen Kiezen die Ziele Mobilitätswende, Flächengerechtigkeit und soziales Miteinander miteinander verbinden.
Es ist für uns immer wieder begeisternd, wie gut die unterschiedlichen Kompetenzen in unserer Initiative ineinander greifen. Durch die Vernetzungstreffen von Changing Cities und KIEZconnect bekommen wir neue Ideen und Möglichkeiten aufgezeigt, neue Mitstreiter*innen bringen wieder neue Kompetenzen mit – und so wächst unsere Initiative stetig, innerlich und äußerlich.
Mit unseren verschiedenen Aktionen, wie zB dem „Kiezputz“ einmal im Monat, der „Kidical Mass“, einer Fahrraddemo vor allem für Kinder und Eltern, und die Spielstraßen-Demonstration möchten wir sensibilisieren, und merken auch, dass wir dabei sehr viele Menschen erreichen: Viele stört der Dreck, die Enge durch zu viele Kfz und das egoistische Verhalten einiger weniger. Die Verkehrswende haben viele schon lange für sich als Prämisse – mit anderen kommen wir über die Spielstraßen-Initiative ins Gespräch. Es ist natürlich nicht gut, dass Spielstraßen „bewacht" werden müssen. Und dann noch von Ehrenamtlichen. Aber es ist ein Anfang, um den Raum Straße neu erfahrbar zu machen und zu denken. Unser Ziel ist es, zu einem solidarischeren Miteinander im Kiez zu kommen. Und dafür werden wir immer wieder offene Versammlungen abhalten. Als nächstes freuen wir uns auf den ersten Berliner Kiezgipfel (Kiezblocks. Von Unten. Für alle!) am 13.8 vor dem Berliner Rathaus mit allen Kiezblocks-Initiativen und engagierten Kiezinitiativen!